Wusstet du schon, dass …
… nur 8 von 100 neuen Spielzeugen erfolgreich sind?
Text von Hanna Jorinde Varga
Während von Handwerkern gebautes Spielzeug früher meist den gehobenen Ständen, dem Adel und dem Bürgertum, vorbehalten war, werden heutzutage Spielzeuge in Masse hergestellt. Zu fast jedem gesellschaftlichen Ereignis wird einem Kind in der westlichen Gesellschaft ein Spielzeug geschenkt, ob es sich dabei um Puppen, Autos oder das neueste Playmobil®-Set handelt ist dahin gestellt.
Der Beginn dieser Massenproduktion liegt zum Einen in der industriellen Revolution, zum Anderen in der Entdeckung des Rohstoffs Kunststoff, ob PVC[1], ABS[2] oder andere. Durch die industrielle Revolution wurden viele Fertigungsverfahren durch Maschinen übernommen und es konnten viele Verfahren automatisiert werden. Mitte des 20 Jh. etablierte sich die Spielzeugindustrie dann als eigenständiges Gewerbe und entfernte sich von den Einzelanfertigungen durch Handwerker.
Nach dem Ende des II.Weltkrieges nutzten immer mehr Spielzeughersteller, wie LEGO® und Fischertechnik, Kunststoffe als Material. Durch die preiswerte Herstellung, schnelle Formbarkeit und versatile Anwendungsmöglichkeiten bilden Kunststoffe auch heute noch bei vielen Produzenten das Basismaterial.
Die Nutzung von Kunststoff als Material eröffnete neue Möglichkeiten für die Spielhersteller. Unternehmen wie Playmobil® und LEGO® werben jedes Jahr für neue Objekte. Diese Objekte können Erweiterungen bereits vorhandener Umgebungen[3] sein oder neue Objekte zu gesellschaftlichen Themen[4] sein.
Gleichzeitig entwickelt sich Spielzeug mit der Gesellschaft weiter und ist teilweise seiner Zeit voraus. So gab es bereits 100 n. Chr. einen Automaten und auch in der Renaissance bereits mechanische Spielzeuge.
Es gibt einen Influx von Ideen, welcher zu vielen hunderten neuer Spiele und Spielzeuge jährlich führt. Dabei wird geschätzt, dass von 100 neu erschienen Spielzeugen nur ca. 8 wirklich Erfolg haben. Und nur ein Viertel davon hält sich 2 Jahre am Markt.
Indes haben diese Neuerscheinungen, zumindest bei großen Unternehmen, auch einen Einfluss auf den Umsatz. So wird vermutet, dass sich 25% des Umsatzes durch ‚Frischware’ beeinflussen lässt. Diese ,Frischware’ wiederum wird durch Werbung verkauft. Während auch früher bereits Kunden durch Werbung beeinflusst wurden, waren damals Schaufenster- und Ladenbummel entscheidender für den Kauf eines Spielzeugs.
Der Begriff ‚geplante Obsoleszenz’[5] definiert die beabsichtigte Veränderung eines Produkts, so dass der Verschleiß schneller voran geht und darauf folgend das Produkt wieder, teilweise ,verbessert’ gekauft wird. Er bezeichnet also einen Teil unserer heutigen Konsumgesellschaft.
In viele Spielzeuge werden sogenannte ,Soll’-Bruchstellen eingebaut, welche zu schnellerem Verschleiß des jeweiligen Spielzeugs führen soll. Gleichzeitig werden durch das riesige Angebot, welches jedes Jahr erneuert wird, und die viele Werbung Kinder angeregt, immer das Neueste haben zu wollen.
Zusammengefasst hat sich Spielzeug von einem Luxusgut, einem Mittel der Erziehung, zu einem Konsumgut weiterentwickelt, welches teilweise nichtmal ein Jahr überlebt und durch jeden Stein am Rande ersetzt werden kann.
[1] Polyvinylchlorid, Thermoplast
[2] Acrylnitril-Butadien-Styrol, Thermoplast
[3] bei Playmobil® kommt ca. alle 3 Jahre ein neues Polizei-Set heraus
[4] LEGO®-Technik/Mindstorms bietet die Möglichkeit, sich mit Konstruktion und Programmierung von Maschinen zu befassen
[5] Obsoleszenz (lat.): die [in seiner Herstellungsweise, seinen Materialien oder Ähnlichem angelegte] Alterung eines Produkts, das dadurch veraltet oder unbrauchbar wird