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Vorurteilsbewusste Erziehung

 

 

Text von Jonas Wehrmaker

 

„Kinder sollen soziale Beziehungen aufnehmen und respektvoll miteinander umgehen.“[1] Diese Aussage ist ein Ziel im Berliner Bildungsprogramm, dies alle Kindertageseinrichtungen in Berlin nachgehen müssen.
Gerade bei diesem Ziel gibt es eine große Hürde, Vorurteile.
Ein Vorurteil ist ein „wertendes, unreflektiertes, verallgemeinerndes Urteil, oft ohne Erfahrungsgrundlage.[…]negatives Meinungsbild und entsprechende Handlungen.“[2]

Die Annahme, dass Kinder keine Vorurteile haben ist falsch. Sie werden gerade im Kindesalter erlernt.
Kinder im Alter von drei bis vier Jahren fangen an, Unterschiede zwischen sich und anderen herzustellen. Dabei werden unterschiede wie Hautfarbe/Herkunft, Geschlecht, körperliche Besonderheiten oder der sozio-ökologischer Status festgestellt. Die Unterscheide spiegeln dabei die Werte und Normen der Gesellschaft wieder, die nicht  zutreffen oder abweichen. Kinder lernen dabei vor allem von den Erwachsenen. Eltern und Erzieher leben oft unbewusst Vorurteile vor.  Diese werden dann von den Kindern aufgenommen und als richtig angesehen. Aber auch durch das fehlende einschreiten von Erwachsenen bei Handlungen solcher Art, tragen dazu bei. Hänselt ein Kind ein anders und der Erzieher und löst dieses Problem nicht, verstärkt dies die Bereitschaft dies als positives Mittel anzunehmen. So bekommen Kinder Informationen wie Menschen, zu anderen Menschen, sich verhalten. Somit haben auch Kinder Stereotypen und Vorurteile, die sie erlernen.

 

Ein ganz wichtiger Praxisansatz der Vorurteilsbewussten Erziehung, ist der Anti-Bias-Ansatz, der Anwendung in Kitas und Schulen findet. Der Ansatz richtet sich gegen Voreingenommenheit, Einseitigkeit und Diskriminierung. Er hat dieselben Ziele wie die Vorurteilsbewusste Erziehung.
Der Anti-Bias-Ansatz wurde in den 80er Jahren von Louise Derman-Sparks und Carol Brunson-Phillips erstellt und bis heute weiterentwickelt. Beide waren Grundschulpädagoginnen. Ihnen reichten nicht die bis dahin entwickelten Ansätze, der multikulturellen Erziehung.
„Bias“ ist Englisch und bedeutet übersetzt „Voreingenommenheit“. Der Anti-Bias-Ansatz geht davon aus, dass wir Vorurteile auch wieder verlernen können, bzw. bewusster damit handeln können.  Dafür muss aber eine Veränderung bei einem selber stattfinden oder in der Institution.

 

Es gibt vier Ziele für eine vorurteilsbewusste Erziehung, die der Anti-Bias-Ansatz verfolgt:

 

  • Anerkennung und Wertschätzung jedes Kindes.

  • Das Kind muss Erfahrungen machen  mit Kindern, die andere Merkmale haben, um sie wertschätzen zu können.

  • Die Sprache der Kinder muss so entwickelt sein, damit sie sich über diese Themen verständigen können.

  • Die Kinder setzen sich gegen, zum Beispiel, Diskriminierung aktiv und miteinander ein.
     

Diese Ziele bauen aufeinander auf und haben eine Wechselwirkung zueinander. Es soll greifbar gemacht werden und Ziel soll es sein, sein eigenes diskriminierendes Verhalten zu verlernen, zu vergessen. Außerdem sollen neue Möglichkeiten erstellt werden, wie man in bestimmten Situationen, anders handeln kann.
Wichtig ist für das pädagogische Handeln mit im Anti-Bias-Ansatz, Kinder in ihrer Person, aber auch die Gruppe, bestätigt und gestärkt werden. Durch dies wird die Identitätsbildung positiv beeinflusst. Außerdem sollte man sich oft selber im Verhalten oder die Lerninhalte überprüfen, nach einseitige oder Stereotypen.
Dies gilt sowohl für die Kinder als auch für die Erzieher. Erzieher müssen sich ständig selbstreflektieren. Sie müssen gemeinsam im Team Situationen besprechen und Handlungen beschließen. Ihnen muss Bewusstsein, welchen Einfluss sie auf die Kinder haben.
Wichtig ist, dass Erzieher vor allem die Gemeinsamkeiten der Kinder in den Mittelpunkt stellen.

Die Vorurteilsbewusste Erziehung und der damit  verbundene Anti-Bias-Ansatz, hat einen hohen Stellenwert in der heutigen Pädagogik. Kinder sollen zu selbstbewussten und offenen Menschen erzogen werden. Durch die anstehende Flüchtlings Situation ist er nun noch stärker in den Vordergrund geraten. Entscheidend bei der Umsetzung sind die Kitas und die Erzieher. Sie müssen Vorurteile ablegen und diese Themen aufgreifen.

 

 

[1] Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport (Hrsg.)(2014): Berliner Bildungsprogramm. Für Kitas und Kindertagspflege, Weimar, Verlag das Netz, Seite 28

 

[2] 2) Kerz, Mareike (Hrsg.)(2014): Kinder erziehen, bilden und betreuen. Lehrbuch für Ausbildung und Studium, Berlin, Cornelsen Schulverlage, Seite 29

 

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