top of page

 

Aufgeschnittene Farbsprühdose

Montana, 400 ml, Hergestellt in Spanien

 

Text von Constantin Niemann

 

Eine Farbsprühdose besitzt eine Außenhülle aus Weißblech, ein Ventil, auf dem eine Sprühkappe sitzt, die den Inhalt diffusioniert, also nebelartig, ausstößt. Im Inneren befindet sich ein Schlauch, der die flüssige Farbe aufnimmt und zum Ventil befördert. Dieser Vorgang geschieht nur durch ein Treibgas, das genügend Druck auf den Doseninhalt  ausübt. Schafft man nun einen Ablass des Drucks durch Herunterdrücken des Ventils, wird die Farbe hinausgedrückt. Dies geschieht aufgrund des Druckausgleichs, der sich mit dem Betätigen der Sprühkappe einstellt.

Der Boden der Dose ist nach innen gewölbt, damit er einen Überdruck, z.B. bei übermäßiger Hitzeentwicklung, verhindern kann.

 

Die Sprühdose wurde 1927 vom norwegischen Ingenieur Erik Rotheim in Deutschland patentiert. Sie verbreitete sich schnell in den Industriestaaten und wurde immer weiter verbessert bis sie anschließend von der gesamten Welt aufgrund der einfachen Anwendung vewendet wird. Rund um die Farbsprühdose hat sich eine Kultur entwickelt, die gemeinhin als Graffiti bekannt ist. 

Dies resultiert aus der Einfachheit der Anwendung, die das Auftragen von Lack erheblich erleichtert und beschleunigt.

 

Viele Sprüher, die schon seit 20 Jahren oder mehr dieser Freizeitbeschäftigung nachgehen, leiden unter Atemwegserkrankungen. Dies ist vor allem auf die Verwendung von FCKW und moderneren Treibmitteln zurückzuführen. Diese greifen nicht nur die Umwelt sondern auch die menschliche Gesundheit an. Hinzu kommen Leberkrankungen, da die Giftstoffe, die in Sprühfarbe enthalten sind, dort abgebaut werden.

 

Mittlerweile produziert die Aerosolindustrie Sprühdosen, in denen sich weniger Treibgas befindet, oder in denen sich Farbe auf Wasserbasis befindet. Diese ist wasserlöslich. Damit sind in der Farbe selbst keine umweltschädlichen Chemikalien mehr enthalten. Somit wird hier bereits weniger schädlicher Einfluss auf die Umwelt genommen. Diese Entwicklungen wären vor 20 Jahren noch nicht möglich gewesen, da das öffentlich Bewusstsein im Bezug auf die Umwelt noch nicht gegeben war. Da die Graffiti-Kultur sich ständig mit Sprühdosen umgibt, die quasi die Grundlage darstellten für diese Kunstform, kann man hier besonders gut Veränderungen und Entwicklungen wahrnehmen. Während in den 90er Jahren fast ohne jegliche Schutzkleidung, wie Atemmaske, hantiert wurde, sind die heutigen Sprüher über die Gefahren der enthaltenen Chemikalien aufgeklärt. Eltern wurden angehalten ihre Kinder vor dem Gebrauch von Farbsprühdosen zu warnen.

 

So veröffentlichte die Polizei, nach dem Aufkochen der Import Kultur Graffiti, Flyer in denen Anzeichen eines Sprayers beschrieben werden. Dies wurde öffentlich damit begründet, dass die Inhaltsstoffe in höchstem Maße schädlich seien. Jedoch benutzt ein wesentlich größerer Teil der Bevölkerung Sprühdosen als nur die Sprüher. So wurde vor dem Verbot durch einen großen Teil der Weltbevölkerung massiv FCKW in die Atmosphäre freigesetzt.  Darüber hinaus warnten vor allem Umweltschutzverbände vor den Konsequenzen des Entstehens eines Ozonlochs. So gelangt mehr UV-B Strahlung der Sonne durch die Schutzschicht und führt eventuell zu Melanomen, also Hautkrebs. Noch heute wird diskutiert, ob bei den Interpretationen der Messdaten übertrieben wurde und so ein Schreckensszenario geschaffen wurde, oder das Ozonloch bis heute kaum an Größe verloren hat.

 

Die öffentliche Debatte um die Verwendung von FCKW mündete schließlich darin, dass umgedacht wurde. Die Aerosolhersteller fanden schnell Ersatzstoffe. Diese sind in der Öffentlichkeit viel weniger umstritten, trotz derer umweltschädlicher Wirkung. So war Tetrafluorethan, ein Stoff der den Treibhauseffekt beschleunigt, bisher nur wenig Gegenstand der öffentlichen Diskussion rund um den Klimaschutz.

Der Gebrauch von Sprühdosen weltweit steigt trotz alle dieser Maßnahmen weiter an.

Es werden immer mehr Produkte in Sprühdosen angeboten, da es für den Konsumenten die denkbar einfachste Anwendungsform ist. Nach dem Überstehen der FCKW Krise ist die Kritik abgeebbt, was dazu führt, dass Konsumenten bedenkenlos weiter zu Dosen greifen.

Dabei wird oft vergessen, dass nicht nur FCKW eine Gefahr darstellt.

 

Die natürlichen Ressourcen, also z.B. Bauxit (Aluminiumerz) werden für Dosen verwendet, dessen Inhalt auch in weniger umweltbelastenden Verpackungen angeboten werden.

Dosen sind zwar recyclebar, sichtbar am Zeichen auf den meisten Flaschen, jedoch schmeißen die meisten Benutzer sie in den Hausmüll. Die Grundstoffe wieder voneinander zu trennen erfordert darüber hinaus viel Energie.

Eine Alternative zu der Dose, die den Inhalt mit Druck ausstößt, ist der Pumpzerstäuber. Häufig vorzufinden bei Parfum und Ähnlichem. Diese funktionieren mit dem Druck den man durch Herunterdrücken der Sprühkappe erzeugt. Diese Anwendung unterscheidet sich zwar maßgeblich vom gemütlichen Sprühen, jedoch benötigt man keine Treibgase, kann die Flasche wieder auffüllen und man kann die Außenhülle z.b aus Glas herstellen, anstatt von Metallen, die kaum wiederverwertbar sind.

 

Der Mensch in der heutigen Konsumkultur steht also vor der Entscheidung, sein Konsumverhalten, das in diesem Fall auf Einfachheit und Gemütlichkeit basiert, entweder zugunsten der Umwelt abzulegen, oder beizubehalten und die Konsequenzen daraus zu tragen. Eine Entwicklung in Richtung gesteigerter Wiederverwertbarkeit, einem Bewusstsein gegenüber dem was man letztendlich kauft, würde unserer Gesellschaft nicht negativ sondern deutlich positiv zutun.

 

 

 

 

  • Facebook Classic
  • Twitter Classic

© 2016 TU Berlin MINTgrün. Erstellt mit Wix.com.

bottom of page